Gemeinsam forschen und lernen in Südkorea
Intelligente Accessoires wie Smartwatches oder Fitness-Tracker sind längst im Alltag angekommen. Als großer Wachstumsmarkt gelten Smart Clothes, die mit eingearbeiteten Sensoren Daten sammeln und Aktionen auslösen können. Fachleute unterschiedlichster Disziplinen arbeiten daran, technische Komponenten möglichst unauffällig in den Stoff zu integrieren, wo sie ihre Funktion erfüllen können. Dann misst das Shirt den Puls und zählt Kalorien, die Ski-Hose meldet unkorrekte Kniehaltungen, in der Jackentasche lädt das Handy und kann über einen Touchscreen am Ärmel bedient werden. Diese schlauen Kleidungsstücke sind jedoch von einer geeigneten Energieversorgung abhängig, die hierfür besonders dünn und leicht sein muss. Herkömmliche Batterien werden deshalb abgelöst durch textilbasierte Energiespeicher, die eine flexible Integration von Elektronik in ein Textil ermöglicht.
Am Lehr- und Forschungszentrum für Interaktive Materialien (LFZ IMAT) der TEXOVERSUM Fakultät Textil laufen derartige Projekte zum Zukunftsthema der Energiespeichertechnologien. Ein besonders interessanter Ansatz sind Superkondensatoren, die dort eingesetzt werden, wo Energie schnell gespeichert oder freigesetzt werden muss. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Deutschen Textilforschungszentrum in Krefeld forschten die Reutlinger Wissenschaftler Prof. Dr. Torsten Textor und Prof. Dr.-Ing Tino Zillger bereits 2021 an textilen SuperCaps auf der Basis von Kohlenstoffnanofaservliesen für die Anwendung in Smart Textiles und im Automotive-Bereich. Um eine noch höhere Leistung und Lebensdauer zu erzielen, könnten die Carbon-Nanofasern durch chemisch aktive Materialien wie Polymer-Nanofasern ausgetauscht werden. Auf deren Herstellung haben sich Wissenschaftler der Yonsei University in Seoul spezialisiert, zu der die Hochschule seit nunmehr 10 Jahren partnerschaftliche Beziehungen pflegt. Im Juni reisten deshalb Textor – in seiner Rolle als Vizedekan für Forschung und Leiter des LFZ IMAT – und Zillger als Studiendekan für Textiles Ingenieurwesen zu einem Gegenbesuch nach Seoul, um sich den Forschungsbereich der dortigen Textilfakultät anzuschauen.
„Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligte unseren beiden Institutionen vergangenes Jahr diese Netzwerkprojekt.“, freut sich Prof. Zillger über die Förderung der Zusammenarbeit mit dem exzellenten Forschungspartner. „Die Koreaner konzentrieren sich dabei weiter auf die Untersuchung der polymeren Nanofasermaterialien, während unser Hauptthema auf den Separatormaterialien und der Aufbautechnologie der Kondensatoren liegt.“, so Zillger weiter. „Im Fokus steht derzeit aber noch das gegenseitige Kennenlernen der Forschenden, der Labore und den damit verbundenen Möglichkeiten.“, resümiert Prof. Textor das Ergebnis der Reise.
Da sind die Studierenden der TEXOVERSUM Fakultät schon ein bisschen weiter: Jedes Wintersemester können sich zwei Korea-Fans auf das Abenteuer Auslandssemester an der Yonsei University einlassen. Mit einem Anteil von 20% ausländischer Studierender ist die Campus-Uni international geprägt und hält sicher eine Menge wertvoller Erfahrungen bereit. Wer sich für ein Auslandssemester interessiert, kann sich dazu gern individuell beraten lassen. Also dann: Auf nach Südkorea!